Mythos Zuchtmaschine

Mythos Zuchtmaschine!

„Die arme Hündin, wird als Zuchtmaschine missbraucht“.

„Der Typ ist ein Vermehrer, er verwendet die Hündin nur als Zuchtmaschine“

„Die Welpen aus dem Osten werden alle in Hinterhöfen von Zuchtmaschinen produziert“.

Kennt ihr das? Ich höre es auch immer wieder und die Leute toben sich sehr gerne aus, wenn es um Hündinnen geht, die gedeckt werden und Welpen bekommen. Ist der Hund gar aus dem Osten, kommt er hundertprozentig aus einer Zuchtfabrik, wo die Hündinnen als Zuchtmaschinen missbraucht werden.

Jetzt frage ich mich doch, ob sich die Leute Gedanken über solche Äußerungen machen und sie auf ihre Richtigkeit hin hinterfragen oder denken solche Leute nicht über ihren Tellerrand hinaus? Hinterfragen sie nichts? Ich meine, es ist leicht, irgendwas zu äußern, zu schimpfen und irgendeine Meinung zu vertreten, die man nie hinterfragt hat und wo man sich nur auf das stützt, was man gehört hat.

Zum Einen:

Es gibt auch im Osten seriöse Züchter, die ihre Sache gut machen und ihre Welpen nicht zum Schleuderpreis verkaufen. Menschen, die Hunde wirklich hirnlos vermehren, gibt es auch bei uns, da muss man nicht in den Osten fahren.

Wir Züchter erhalten oft sehr seltsame Angebote von anderen „Züchtern“, die ihre „Ware“ an den Mann bringen wollen. Mir wurden zum Beispiel schon des Öfteren Welpen von irgendwoher angeboten. Ich würde sie ganz billig bekommen und könnte sie dann als Eigenzucht über meinen Zwinger verkaufen. Nicht nur einmal, mehrfach. Ich habe dankend abgelehnt, da ich diese Hinterhofzuchten nicht fördern will. Zudem würde ich mir mit solchen Aktionen meine eigene Zucht kaputt machen. Es gibt aber genug Züchter, die solche Angebote annehmen, um schnelles Geld zu verdienen. Ich spreche jetzt allgemein von Züchtern, denn es wird sicher noch andere geben, die solche „Angebote“ bekommen. Manche werden sie annehmen, manche empört ablehnen.

Zum Anderen:

Ein Zuchthündin ist nicht arm! Es wird immer wieder gesagt, dass eine Zuchthündin arm wäre, sie müsste trächtig sein und hinterher mehrere Welpen aufziehen. Nun, dann wäre jedes, aber auch schon jedes Säugetier auf dieser Welt eine arme Sau, denn, jedes, aber absolut jedes Säugetier vermehrt sich, wie sich auch andere Tiere, wie Vögel und Insekten vermehren, aber bleiben wir bei den Säugetieren. In freier Wildbahn gehört die Fortpflanzung dazu. Wurscht wo man hinschaut. Hasen und Kaninchen vermehren sich. Sie ziehen jedes Jahr sogar mehrere Würfe groß. Rehe vermehren sich. Sie werden jedes Jahr im Herbst gedeckt und bekommen im Frühjahr ihr Kitz, ganz allein und ohne menschliche Hilfe. Wildschweine vermehren sich nahezu schon wie Ratten. Ups, die vermehren sich ja auch und das nicht zu knapp. Löwen vermehren sich, Bären tun das, Pferde, ha, ein Pferd ist nahezu 11 Monate tragend, bekommt das Fohlen und wird zehn bis vierzehn Tage später wieder rossig, also wieder gedeckt. Das ist in freier Wildbahn einfach so. Hengste gucken nicht zu, wie eine Stute rosst, sie tun das, was die Natur verlangt. Sie decken die Stute, also ist eine Pferde- oder auch eine Eselstute ihr Leben lang schwanger. Elefanten sind sogar über zwei Jahre schwanger. Von Nilpferden und Nashörnern rede ich jetzt lieber nicht. Auch Affen vermehren sich. Selbst der Mensch vermehrt sich und das in Dimensionen, die die Welt kaum noch verkraftet. Wir vermehren und derart explosionsartig, dass es bereits viel zu viele Menschen gibt, die alle versorgt werden müssen. Wir leben teilweise auf engen Plätzen zusammen, bauen unsere Welt zu, verschmutzen sie, verpesten sie und klagen dann, wenn das Klima sich verändert, Unwetter über uns niederfahren oder andere Dinge passieren.

Die Fortpflanzung ist die natürlichste Sache der Welt. Sonst würden Katzen nicht rollig, Kühe nicht stierig, Pferde nicht rossig und Hunde eben nicht läufig werden. Ein natürliches Signal an den männlichen Partner … he, deck mich. Wir müssen uns reproduzieren.

Kein Tier ist arm, wenn es tragend ist, weil es um eine natürliche Sache geht. Eine Schwangerschaft ist lästig, keine Frage. Wir Frauen leiden auch gelegentlich drunter, Sodbrennen, Kreuzschmerzen, druck auf der Blase, Tritte vom Kind, und, und, und. Tiere nehmen das wesentlich gelassener. Sie sind besser bestückt, als wir Menschen und zu jammern ist ja etwas, was uns Menschen eigen ist. Hündinnen nehmen ihre Tragzeit hin. Es sind in etwa acht Wochen, danach bekommt sie ein oder mehrere Welpen. Geburten laufen meist rund über die Bühne. (Ausnahmen bestätigen die Regel) Die Hündin putzt, macht sauber und frisst alle Nachgeburten. Sie leckt die Welpen und wacht über sie, wie ein Kampfkrokodil. Auch das ist normal. Menschen neigen dazu, eine Hündin während der Geburt nicht in Ruhe zu lassen, fingern rum … ich habe sogar Videos gesehen, wo eine Hündin aufgefordert wurde zu pressen. Mannnnnn … ein Hund kann das ganz von selbst und eine überfürsorglich bewachte Hündin findet das sogar lästig. Ein wenig seelische Unterstützung ist ganz gut, aber wenn sie ihre Ruhe nicht bekommt, ist das eher lästig, als dass es ihr guttut. Die Hündin produziert Milch. Deswegen bekommt sie ein hängendes Gesäuge. Die eine mehr, die andere weniger. In den ersten vierzehn Tagen ist die Hündin fast nur bei ihren Welpen, aber danach lässt sie sie immer öfter allein. Manche Hündinnen erbrechen den Welpen sogar Futter, um sie zu „füttern“, was eigentlich vom Züchter besorgt wird. Aber der Instinkt sagt der Hündin, dass sie ihnen Gefressenes vorkotzen muss. Viele Hündinnen haben so ab der sechsten Woche auch keinen wirklichen Bock mehr auf Welpen. Viele, nicht alle. Manche stillen von selbst ab, manche tun das nicht. Zu diesem Zeitpunkt fressen die Welpen allerdings schon gut mit, wenn nicht sogar völlig allein und die Milch der Hündin versiegt immer mehr. Welpen fangen auch an in die Zitzen zu beißen, was Mama gar nicht so spannend findet und irgendwann nur noch nachschauen kommt, aber nicht mehr bei den Welpen bleibt. Hündinnen sind da sehr unterschiedlich. Die Natur geht da unterschiedliche Wege, aber zu behaupten, eine Hündin, die Welpen großziehen muss, sei arm, ist Quatsch. Sie macht es, weil es so ist. Sonst wäre jedes andere Säugetier auf der Welt auch arm, ob jetzt Haustier, Nutztier oder wild lebendes Tier.

Oft wird behauptet, den Hündinnen werden die Welpen zu früh weggenommen, damit sie wieder gedeckt werden kann. Nun, ganz so geht das nicht. Ich meine, ja, es gibt Leute, die nehmen der Hündin die Welpen zu früh weg. Und das passiert nicht nur im Osten, auch hier. Aber die Hündin ist dann nicht automatisch deckwillig. Es braucht zu einer Belegung und zu einer Befruchtung nun mal einen Eisprung und der findet in der Läufigkeit statt. Hündinnen werden nicht automatisch nachdem sie keine Welpen mehr haben, wieder läufig. Oft vergehen Monate, bis sie wieder läufig wird und gedeckt werden kann. Hündinnen, die läufig werden, nachdem die Welpen abgegeben worden ist, werden oft gar nicht tragend, wenn sie gedeckt werden, denn nachdem die Welpen weg sind, beginnt die Hormonumstellung, was man deutlich bemerkt, wenn die Hündin ihre Haare abwirft und wie ein abgestreifter Hering ausschaut. Dieser Prozess dauert eine Weile. Es kann also durchaus sein, dass zwischen der Läufigkeit, Tragzeit, Geburt, Aufzucht und der nächsten Läufigkeit acht, neun oder zehn Monate vergehen. Die Abstände können auch kürzer sein und wenn es sich um eine gut genährte Hündin handelt, die wohlbehalten bei ihrem Züchter lebt, hat sie auch kein Problem damit, erneut gedeckt zu werden. Anders ist das bei Hinterhofzuchten, wo die Hunde in Verschlägen leben, das Tageslicht nie sehen und nur Abfälle zu fressen bekommen. Kauft man sich einen angeblichen Rassehund aus dem Kofferraum, ohne genau zu wissen, wo er herkommt, unterstützt man diese seltsamen Zuchten und braucht sich nicht wundern, wenn man einen kranken oder auch unterernährten Welpen bekommt. Es ist durchaus in Ordnung seinen Hund im Ausland zu kaufen. Viele gute Züchter importieren ihre Zuchthunde, um nicht in der Inzucht zu landen, oder einen neuen Deckrüden in die Zucht einzugliedern, was auch immer der Hintergedanke gewesen sein mag. Auch diese Hunde werden einem „geschickt“, gerade dann, wenn sie in Übersee gezogen worden sind. Daran ist nichts Verwerfliches, denn Zuchthunde bekommt man meist nicht um die Ecke. Das ist ein Irrglaube. Menschen, die einen Familienhund haben wollen, kaufen ihren Hund unter anderen Voraussetzungen, als Züchter. Der Züchter denkt nun mal anders. In vielen Ländern ist es auch durchaus erlaubt, die Hündin mehrmals hintereinander zu decken. Zuchtvereine, auch die FCI, erlauben das. Ein Malinoiszüchter erklärte mir, dass es der FCI in Holland egal sei, wie oft er seine Hündin belegen würden. Der Züchter muss wissen, was er seiner Hündin zumuten kann und was nicht. Da kann man jetzt schimpfen was man will, man muss akzeptieren, dass es in anderen Ländern andere Sitten gibt und andere Einstellungen. Geht es der Hündin gut, ist die Welt doch in Ordnung. Kümmert sich der Züchter um seine Hunde, ist doch auch alles gut. Wer seinen Welpen, schnell schnell und ganz billig aus einem Kofferraum heraus kauft, ist doch selbst Schuld. Immerhin weiß man, dass es da nicht mit rechten Dingen zugeht.

Eine Hündin ist keine Zuchtmaschine, denn sonst wäre jedes andere Tier auch eins. In der Landwirtschaft werden Kühe besamt, damit sie ein Kalb bekommen. Ohne Kalb keine Milch. Es gibt Leute, die wissen das nicht. Sie glauben, eine Kuh ist so gezüchtet, dass sie immer Milch gibt, als ob man einen Hebel umlegen würden, denken aber nicht daran, dass die Milch eigentlich die Nahrung des Kalbes ist. Also, warum gibt die Kuh Milch? Weil sie ein Kalb bekommen hat und dieses versorgt werden muss. Dass es bereits Rassen gibt, die sehr viel mehr Milch geben, als ein Kalb braucht, streite ich nicht ab und solange die Kuh gemolken wird, wird sie auch Milch geben. Immerhin wird die Kuh auch wieder besamt. Jetzt gibt es Leute, die sagen „arme Kuh“. Nun, dann nehmen wir ein Zebra. Zebras werden auch in der Rosse vom Hengst gedeckt und sind, meines Wissens, sogar zwölf Monate tragend. Es soll Arten geben, die dreizehn Monate Tragzeit haben. Zebras müssen ihr Fohlen nach der Tragzeit völlig allein in einer unwirklichen Umgebung, voller Raubtiere und anderen Gefahren, gebären. Viele Zebrafohlen sterben schon kurz nach der Geburt, weil sie von Beutegreifern wie Hyänen, Wildhunden oder Raubkatzen erwischt werden. Auch Zebrahengste attackieren Fohlen, wenn sie eine Stute für sich beanspruchen. Manche Stuten schaffen es, ihr Fohlen zu verteidigen, andere nicht. Dann werden die Fohlen vom Hengst, der meist nicht der Vaterhengst ist, getötet. Verhält sich überdies bei Löwen nicht anders. Löwenbabys werden, wenn das Rudel von einem neuem Löwenmännchen übernommen worden ist, von diesem getötet. Er will seine eigenen Nachkommen und keine fremden Kinder großziehen.

Um zu zeigen, wie hart die Natur ist, hier ein  Video einer Zebramutter, die schon während der Geburt vom neuen Zebrahengst attackiert wird, der das Fohlen töten will. Wer sich das nicht ansehen kann, soll es lassen, aber er verleugnet, wie hart die Natur eigentlich ist, die immer so süß und lieblich dargestellt wird.

Passiert während der Geburt irgendwas, ist das das Ende. Zebrastuten können sich zwar gut verstecken, dennoch werden sie während der Geburt doch öfter von Hyänen aufgespürt und angegriffen. Auch Steißgeburten kommen in der Natur vor, was auch das Ende für Stute und Fohlen bedeutet. Ein schmerzvolles und grausames Ende. Generell ist es für ein Zebra nicht besonders lustig, als Beutetier zu enden, denn Wildhunde oder auch Hyänen töten ihre Beute nicht immer, sondern fressen sie auch bei lebendigem Leib. Wer jetzt „arm“ schreien, will, ja, diese Viecher sind arm, aber es ist so. Niemand hat gesagt, dass die Natur nett und süß ist. Die Natur ist grausam und da draußen hat niemand Mitleid. Es geht ums Überleben. Wenn also hierzulande ein Kuh in der Nacht im Stall steht, tagsüber auf die Weide kommt, Milch gibt, besamt wird und ein Kalb bekommt, ist das noch harmlos im Vergleich zu einem Zebra, dass gegen Gott und die Welt kämpfen muss, um zu überleben, um dann doch irgendwann als Futter zu enden.

Auch eine Hündin ist nicht arm, wenn sie tragend ist und Welpen bekommt. Es geht immer um das Gesamtpaket. Geht es der Hündin gut, weil sie umsorgt wird, ist alles ein schönes Erlebnis. Lebt eine Hündin in einem Verschlag oder einer Box, die sie nie verlässt, sieht sie das Sonnenlicht nicht, wird sie nicht gepflegt und bekommt nur Schrott zu fressen, dann kann man diese Hündin als arm bezeichnen, besonders dann, wenn sie Welpen bekommt. Sie wird diese Welpen auch nicht alle großziehen können, denn die Welpen brauchen etwas mehr Fürsorge, damit sie alle überleben. Viele werden sterben. Also ein Millionengeschäft ist das sicher nicht.

Und nochmal, man braucht wirklich nicht in den Osten zu fahren, um verwahrloste, fragwürdige Zuchtstätten zu Gesicht zu bekommen. Die gibt es auch hierzulande und wer bei so einem ´“Züchter“ einen Welpen kauft, darf sich hinterher nicht beschweren, wenn der Welpe nicht das ist, was man gekauft hat, wenn er krank ist oder Parasiten hat. Man sollte sich sogar schämen, denn man fördert diese schmutzigen Zuchten, wenn man aus Mitleid dort einen Welpen kauft. Es hilft bei solchen Leuten immer noch „nein“ zu sagen und dankend abzulehnen, auch wenn man dann vom Züchter beschimpft wird.

Es bleibt jetzt jedem selbst überlassen, wo er seinen Welpen kauft. Manchmal ist das sogar ein Lotteriespiel. Es ist bestimmt nicht einfach. Aber aus Unwissenheit Züchter zu verunglimpfen, weil sie sich eben intensiv mit der Zucht befassen und alles dafür geben, ist bestimmt genauso falsch, wie sich einen Welpen aus einem Kofferraum heraus zu nehmen.